Die fünf Installationen entstanden in Zusammenarbeit mit Rita Lass (www.ritalass.de) und Simon Horn (www.simon-horn.de).
„Maßnahme Wolfsburg“ im „Raum für Freunde“ des Kunstvereins Wolfsburg 2014
Die Künstler des Trios HHL (Hentschel, Horn und Lass – Büro für funktionslose Architektonik) arbeiten seit 2012 an unterschiedlichen Ausstellungsorten. Die Gemeinschaftsarbeiten sind temporäre Installationen, die vor Ort entwickelt werden und sich auf die örtlichen Gegebenheiten des jeweiligen Ausstellungsraumes und dessen Umgebung konzentrieren. Unter dem Motto "Maßnahme Wolfsburg" haben sie sich zwei Wochen lang im Kunstverein mit dem Raum für Freunde und der Stadt Wolfsburg auseinandergesetzt.
Ein Zebrastreifen, ein konkretes, aus der Stadt geholtes Motiv, wurde in Originalgröße in den Ausstellungsraum verlegt. Der Besucher kann den Zebrastreifen überqueren, der wie eine Brücke zwischen den Seiten des Raumes hin und her führt und gleichzeitig die Verbindung zwischen realer und erinnerter Stadt herstellt. Die Abformungen aus Papier an der rechten Außenwand des Ausstellungsraumes sowie die drei Transferdrucke zeugen von der Aktion im Stadtraum.
Auf Streifzügen sammelten Hentschel, Horn und Lass Eindrücke von Wolfsburg aus der Perspektive des Fußgängers. Vom Raum für Freunde, durchs Schloss, bis zum Kunstmuseum, über die Autostadt und die VW- Arena, nahmen sie Maß und formten Details mit Papier ab. Diese "Relikte", als Ergebnis des Arbeitsprozesses, stehen für das Begreifen des Ortes durch ein bewusstes Wahrnehmen der Umgebung.
Foto: © Typographen.de
„Belvedere2“ für die Ausstellung zum Rhenania Kunstpreis im Kunsthaus Rhenania in Köln 2013
Belvedere, wörtlich: schöne Aussicht. Es geht im weitesten Sinn um Wahrnehmung. Bei »Belvedere2«, dem vierten Teil ihrer Ausstellungsreihe, konzentrieren sich Hentschel, Horn und Lass auf die gemeinsame Schaffung einer Raumstruktur. Sie bezieht sich auf die nähere Umgebung des Ausstellungsortes und den Raum selbst. Besonders die architektonischen Ausprägungen des Rheinauhafens dienten als Inspirationsquelle und Strukturvorlage. War die Plattform bei den ersten drei Projekten ein erhöhter, zentraler Betrachter- Standpunkt, so wird sie hier aufgelöst. Dafür entstehen unterschiedliche aufgesplitterte Aussichtspunkte. Sie ermöglichen eine umfassendere Wahrnehmung der temporär geschaffenen Rauminstallation. Formen überlagern sich – durch Umrisslinie und Material entsteht eine gewachsene, konstruierte, architektonische Situation. Der Betrachter kann unterschiedliche Perspektiven und Blickrichtungen einnehmen und in seiner Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit Form und Material eigene Standpunkte entdecken.
In die Raumstruktur eingewoben finden sich individuelle Arbeiten der drei Künstler, welche die Installation ergänzen.
„Belvedere“ für das Kunstfestival „Strom 2“ im Kunsthaus Rhenania in Köln 2012
Eine Plattform steht in einem Atelier. Es ist aufgeräumt aber nicht leer – mit sichtbaren Arbeitsspuren. Die Plattform ist der zentrale Aussichtspunkt im Raum. Begibt man sich hinauf, verändert sich der eigene Standpunkt und die Raumwahrnehmung. Die Plattform wird ein Ort der Reflektion. Sie ist Bühne, Informationspunkt und Ausstellungsmöbel. Mittels markierter Ausschnitte wird der Blick im Raum gelenkt. Die fokussierten Details bekommen dadurch eine neue Aufmerksamkeit. Durch die erhöhte Perspektive und die gegebenen Hinweise kehrt sich die übliche Situation in einer Ausstellung um: der Blick wird für all das geschärft, was dort neben den sonst zentralen Kunstwerken ebenfalls den Raum einnimmt.
„Aktion Panorama“ für eine Ausstellungsbeteiligung im Rahmen des Kunstfestivals „RAUMinbetrieb“ in Halle an der Saale 2012
Die zweite Plattform bildet den erhöhten Eingangsbereich eines Ausstellungsraumes, in den man über 2 Stufen in den Aktionsraum hinabsteigen kann, nach dem man sich einen Überblick verschafft hat. An den umgebenden Wänden verdeutlicht ein weißer Streifen einen Rundumblick. Die Sicht nach draußen ist versperrt. Auf einer Infotafel wird der Besucher aufgefordert ausliegende Mal- und Zeichenmaterialien zu benutzen, um seine Idee, was er sieht oder sehen will, zu skizzieren oder auszumalen. Was bedeutet für mich die Aussicht auf ein Panorama? Was ist eine ideale Landschaft? Uns interessiert das Spiel mit den Perspektiven, die – ausgehend von der Plattform – erzeugt, imaginiert, phantasiert und produziert werden. Die Rezipienten bekommen die Möglichkeit, sich ihren Panoramablick zeichnerisch zu erschließen. Nach und nach erweitern unterschiedliche Sichtweisen, Blickwinkel und Ideen den Panoramateppich und setzen so unterschiedliche Positionen zusammen.
„Plattform“ für die Ausstellung „Wo, wenn nicht jetzt?“ in der Galerie Himmelreich in Magdeburg 2012
Welche Bedeutung haben Ausstellungsmöbel für den Ausstellungsraum? Wie beeinflussen sie die ausgestellten Werke? Was passiert, wenn sie selbst zum Kunstwerk werden oder das Kunstwerk zum Ausstellungsmöbel? Den Raum dominierende Heizkörper werden durch Aufsätze zu Sockeln und so in die Ausstellung integriert. Dazu stellen wir eine Plattform, die Stauraum ist, Rednerpodium, Informations- und Aussichtspunkt – ein raumbezogenes Objekt und gleichzeitig Orientierung gebendes und verbindendes Element für die anderen ausgestellten Arbeiten mit vier verschiedenen künstlerischen Positionen. Wie nimmt der Betrachter den Raum wahr? Wie können wir seinen Blickwinkel beeinflussen und lenken? Der Ausstellungsbesucher soll mit dem Wechsel aus seiner gewohnten Perspektive den Besuch der Ausstellung beginnen. Durch das Betreten der Plattform steht man im Mittelpunkt, auf einer kleinen Infotafel weisen Skizzen und Erläuterungen auf die ausgestellten Arbeiten im Raum hin.